Aero-Club Langenselbold

    

Die Wandervögel aus Langenselbold waren wieder unterwegs

Das Team Siegbert Gehl & Andreas Kath vom Aero Club Langenselbold nahmen an der größten Segelflug­rallye der Welt Teil. Die Aufgabe der 65 Segelflugzeuge aus 9 Ländern war in 13 Tagen eine festgelegte Strecke von 2500 km zu fliegen. Es mussten mit Start in Eindhoven(NL) die Städte Donauwörth, Roanne(F), Poitiers(F) und Dortmund umrundet werden. Die Selbolder schafften die Strecke, wie schon im Jahr 2010 in nur 4 Tagen.

Damit dürften sie sich in dem noch laufenden Wettbewerb einen der vorderen Plätze gesichert haben. Noch werden die Daten der Blackboxen von der Jury ausgewertet. Erst danach werden die Teilnehmer zu einem Fest mit Siegerehrung zum Flughafen Eindhoven eingeladen.

Die Vorbereitung:

Nachdem Ende letzten Jahres die Aufgabe bekanntgegeben wurde, begannen die Vorbereitungen. Siegbert kümmerte sich um die Ausrüstung des Segelflugzeuges. Anspruchsvoll wurde es, dass nicht wie bei anderen Teams ein Serviceteam mit Anhänger die 3000 km hinterherfuhr. Somit mussten unter anderem noch Solarzellen für Bordcomputer und weitere Stauräume vom Hersteller integriert werden. Andreas sammelte Informationen, die auf der Strecke gebraucht werden. Hier ging es unter anderem darum die teilweise komplexen Luftraumstrukturen der verschiedenen Länder zu lernen. Wichtig war, vorab die Auswahl der Flugplätze zu katalogisieren, die für das genutzte Hochleistungssegelflugzeug mit knapp 30 Metern Spannweite geeignet waren.

selbolder wandervoegel

Es geht los:

Auf der motorlosen Anreise nach Eindhoven mussten wir auf den Flugplatz Venlo ausweichen, weil wir wegen starkem Verkehrsaufkommen von Linienflugzeugen keine Landefreigabe erhielten. Die mit dem Anhänger angereisten Teilnehmer waren davon nicht betroffen. Für die Anmeldeformalitäten wurden wir von dortigen Clubmitgliedern chauffiert.

Tag 1 ­ Eindhoven ­ Schwäbisch Hall (500 km)

Der Wettbewerb startete gleichzeitig auf 3 Flugplätzen in der Nähe eines gemeinsamen Abflugpunktes. Die Startreihenfolge war nach Leistungseigenschaften der Segelflugzeuge geregelt. Es bewegten sich seit Montag 100 Teilnehmer im Segelflug Richtung Donauwörth. Gleichzeitig rund 60 Fahrzeuge der Serviceteams. An diesem Tag war es meist Wolkenlos, das heißt die Aufwinde konnten nicht wie üblich unter Schönwetterwolken gefunden werden. Bei sogenannter Blauthermik war es ratsam im Team mit anderen zu fliegen. Gut, das wir den 2 fachen Weltmeister Jean Marc Caillard, der auch wie wir die Neuentwicklung ASH30mi flog, bei Aachen trafen. Gemeinsam ging es über Koblenz und Bingen, wo wir uns zwischen den eingeschränkten Lufträumen der Flughäfen Frankfurt und Hahn durchschlängeln mussten. Bei Alzey war die Schwierigkeit das thermisch eher schlechte Rheintal zu überqueren werden. Unsere Taktik war, den Kurs über Mannheim zu nehmen um dort über der Industriethermik die nötige Höhe für den Odenwald zu holen. Der Weltmeister wählte den kürzesten Weg über Heppenheim und verpasste den Einstieg an der Bergstraße. Deswegen konnten wir elegant über Heidelberg noch den Flugplatz Schwäbisch Hall erreichen. Mit 7 weiteren Teams meldeten wir unsere Position bei der Wettbewerbsleitung. Erstmals konnte man das über eine Smartphone App abwickeln. Durch dieses Verfahren sah abends jeder seine Konkurrenten im Internet auf einer Landkarte. Beindruckend war zu sehen, dass die Teilnehmer wie ein Heuschreckenschwarm auf 40 verschiedenen Flugplätzen einfielen. Obwohl die ersten ca. 40 km vor uns in Aalen lagen, waren wir mit unserer Position zufrieden. Die Holländer schliefen in ihren Anhängern und wir bekamen den Schlüssel vom Tower, um uns darin hoch oben einzunisten.

Tag 2 ­ Schwäbisch Hall ­ Donauwörth ­ Neuchatel (450 km)

An diesem Tag lief es schlecht für uns. Obwohl der Flug über die Wende bei Donauwörth und weiter über Schwarzwald in den Schweizer Jura mit ca. 100 km/h gut lief, merkten wir zu spät, dass die Basis, also die durch Wolken begrenzte Arbeitshöhe Richtung Genf
sank. Wir wurden gezwungen ins Schweizer Mitteland abzutauchen und kamen nach nur 450 km vor Lausanne zum stehen. Einheimische sagten uns, dass wegen starken Gewittern vom Vortag die heute die Berge in Wolken eingehüllt waren.
Die meisten anderen, hatten wohl bessere Wetterinfos oder wurden gewarnt, denn Sie wählten den Weg über Besancson und landeten knapp 400 km weiter.

Tag 3 ­ Neuchatel ­ Lyon ­ Poitiers ­ Paris (800 km)

Oh je, der Vorsprung ist zu groß um aufzuholen. Doch sollten wir uns eher besinnen wie schön das Fliegen über wechselnde Landschaften ist. Besonders der Jura mit seinen dünn besiedelten Hochtälern hat uns berührt. Weiter ging es im Galopp bis Oyonax um nördlich Lyon das 50 km breite Rhonetal zu queren. Schnell ging es weiter zwischen 1000 und 2000 Meter Höhe um die Wenden Roanne und Poitiers. Jetzt "nur" noch nach Dortmund, aber mit eine abendlichen Landung auf einem kleinen Flugplatz vor Paris nach 9 Stunden und knapp 800 km waren wir sehr zufrieden. Der Rückstand zur Spitzengruppe halbierte sich auf 200 km. Wir freuten uns nach der späten Landung das es nichts mehr zu essen gab, denn eine anwesende Schlossherrin lud uns in ihrem Chateau zum Abendessen und Übernachten ein.

eg2014 finish

Tag 4 ­ Paris ­ Dortmund ­ Eindhoven (700 km)

Nein, es war kein Traum in einem Schloss mitten in Frankreich aufzuwachen, schnell wurden wir von der Realität eingeholt. Denn die Wettervorhersage war nur für den heutigen Tag brauchbar. Wie bringt man einen 850 kg schweren mit Intelligenz geformten Körper aus Kohlefaserstoff über Frankreich, Belgien, Luxemburg und Deutschland heute noch in die Niederlande?
Na ja, erstmal starten! Ein in der Nähe stehendes Atomkraftwerk schleuderte uns gleich mit 7 m/s auf 2000 Meter. Mittlerweile war auch die Natur aufgewacht und bescherte uns einen Perlenteppich aus Schönwetterwolken. Schon kurze Zeit später verließen wir Frankreich und genossen die belgischen Ardennen.

Fast unbemerkt streiften wir Luxemburg um gegen 16:00 Uhr den Rhein bei Koblenz zu überqueren. Das thermisch gute Sauerland brachte uns sicher an die Wende bei Dortmund. Leider aber erst gegen 18:00 Uhr und die Thermik macht schon schlapp. Der Flugplatz Marl im Ruhrgebiet wäre eine Landemöglichkeit, knapp 100 km vor dem Ziel. Die Stadt Marl erinnerte mich an BASF in Mannheim, denn hier sehen wir auch so ein riesiges Chemiewerk.

Wie konnte das sein? Eben freuten wir uns noch über blühende Landschaften und jetzt über stinkende Schornsteine. Egal, denn dort stiegen wir mit über 2 m/s bis auf 2000 Meter. In einem 45 Minuten Gleitflug genossen wir die letzten 70 km bis zur Landung in Malden um dort vor dem zuvor gelandeten Siegern den Hut zu ziehen. Wegen schlechteren Wetterbedingungen kamen die 50 Zurückliegenden bis zu einer Woche später ins Ziel. Wer jetzt Lust bekommt, in diesen wunderbaren Sport hineinzuschnuppern ist herzlich auf unseren Heimatflugplatz Langenselbold eingeladen.

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